Newsletter April 2023

1992/1993 sind die ersten Freiburger Freiwilligen in LKWs voller Hilfsgüter nach Tuzla, mitten ins Kriegsgebiet, gefahren. Aus dieser Bürgerbewegung ist kurz darauf der Verein AMICA entstanden. Seitdem hat sich viel geändert - sowohl in dem Nachkriegsland als auch in unserer Organisation. Unser Engagement in Bosnien und Herzegowina bleibt aber intakt. Denn der Bedarf ist weiterhin sehr groß. Die Frauen, die Kriegsgewalt erlebt haben, leiden bis heute unter ihren traumatischen Erfahrungen und sind oft auf sich alleine gestellt. Hier ein paar Einblicke und Neuigkeiten aus unserem Projekt.  

Der andere Teil des Workshops wurde der mentalen Gesundheit gewidmet - auch ein wichtiges Thema für Kriegsüberlebende, das leider sehr oft vernachlässigt wird. Für viele Teilnehmerinnen war es das erste Mal, dass sie die Gelegenheit hatten, sich zu diesem Thema zu äußern und auszutauschen.

Neben dem verbesserten Wohlbefinden der Kriegsüberlebenden ist die rechtliche und psychosoziale Prozessbegleitung von Zeug*innen der Kern unseres Projekts in Bosnien und Herzegowina. Die Rechtswege über die Verurteilung der Täter bis hin zur Entschädigung der Frauen sind lang, teuer und oft re-traumatisierend.

Für viele Kriegsüberlebende sind die Hürden zu groß, um eine Entschädigungsklage bei Gericht einzureichen. Einige sind dennoch bereit, diesen Weg zu gehen und finden bei unseren Partnerinnen von FLD die Unterstützung, die sie brauchen. So wurden seit 2020 fünf Strafverfahren durch FLD begleitet, ein sechstes ist in Vorbereitung* - unter diesen Bedingungen ein großer Kraftakt seitens der Betroffenen und des Juristinnen-Teams. *Zwei davon wurden in erster Instanz erfolgreich abgeschlossen (ohne Zahlung bis jetzt), zwei laufen noch. Im fünften Fall wurde der Täter strafrechtlich freigesprochen. Für den sechsten Fall sammelt FLD gerade Beweise, medizinische Berichte und Archivmaterial, die in dem Entschädigungsprozess nützlich sein können.

"Seit 2018 lebe ich in Freiburg und forsche als Historikerin an der Universität Freiburg über die Arbeit des Jugoslawientribunals. Dabei interessieren mich insbesondere die Gerichtsprozesse, in denen es um Kriegsverbrechen in Zentralbosnien ging. Während und nach meinem Studium habe ich viel Zeit in verschiedenen Ländern Südosteuropas verbracht und kenne daher die Region aus unterschiedlichen Perspektiven. Seit drei Jahren bin ich außerdem Radiomacherin eines feministischen Podcasts bei FREIRAD. Bei meiner Arbeit für AMICA kann ich nun meine feministischen Werte genauso wie mein Wissen über Südosteuropa einbringen, um an der Gestaltung einer gerechteren Zukunft mitzuwirken. AMICA ist ein tolles Team, sowohl hier in Freiburg als auch in der Zusammenarbeit mit Partnerinnen vor Ort und ich freue mich sehr, jetzt Teil davon zu sein."

Am 03. Mai machen wir weiter mit unserem AMICA Café mit einem lockeren Programm. Diesmal ist kein Input oder Fachaustausch vorgesehen. Wir treffen uns wie gehabt ab 18 Uhr und laden alle AMICA-Freund*innen, Interessierte und Neugierige dazu ein, vorbei zu schauen, sich ein Getränk an der Theke zu holen und sich mit uns auszutauschen. 
Wir werden u.a. ehrenamtliche Tätigkeiten verteilen, unsere nächsten Aktionen planen, neue Ideen gemeinsam schmieden – und natürlich auch alle Fragen rund um unsere Arbeit für und mit Frauen in Kriegs- und Krisenregionen beantworten.
Wir freuen uns sehr auf dieses offene Treffen, hoffen viele von Euch dort wieder zu sehen!

Auf Einladung der Refugee Law Clinic Freiburg wird Cornelia Grothe (AMICA Geschäftsführerin) gemeinsam mit zwei anderen Referentinnen auf die individuellen Gefahren und Risiken aufmerksam machen, die insbesondere Frauen* auf der Flucht begegnen und jene Schwierigkeiten aufzeigen, mit denen Frauen* im asylrechtlichen Verfahren konfrontiert werden. Für Getränke und leichtes Essen wird gesorgt.

Unser Blick auf Liebe und Begehren in Nordafrika ist stark von Klischees und Orientalismus geprägt. Auf Basis eigener Erlebnisse und der Erfahrungen seiner Bekannten, Freund*innen und Verwandten erzählt Mohamed Amjahid berührend, witzig und ehrlich von den Sehnsüchten der Nordafrikaner*innen jenseits von Stereotypen und kolonialem Voyeurismus und räumt mit rassistischen Vorurteilen auf. Dabei geht es um den Druck der Heteronormativität auf alle Menschen in den nordafrikanischen Gesellschaften, koloniale Gewalt gegen Frauen, islamistische Weltbilder von vorgestern und die Frage: welche Freiheiten gibt es in vermeintlich geschlossenen Gesellschaften?

Mohamed Amjahid ist politischer Journalist und Buchautor. Er schreibt u.a. für DIE ZEIT, Spiegel, taz und Süddeutsche Zeitung. Anthropologisch und journalistisch fokussiert er sich auf die Themen Menschenrechte, Gleichberechtigung und Umbrüche in den USA, Europa, den Nahen Osten und Nordafrika. Diese Veranstaltung findet in Kooperation mit dem E-Werk im Rahmen unseres Jubiläums unter dem Motto "30 years for peace & equality" statt.

Am 10.12.2023 jährt sich die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte zum 75. Mal. Zu diesem Anlass arbeitete die bildende Künstlerin Ulrike Schräder, aus Simonswald, fast zwei Jahre an einer Sonderausstellung. Entstanden sind 32 Bilder in Mischtechnik und Siebdruck zu den 30 Menschenrechten. Ihre Werke sind vom 23. April bis zum 4. Juni im Georg-Scholz-Haus Kunstforum in Waldkirch zu sehen.

Die Ausstellung “Menschen. Würde. Zu den Menschrechten” wird von mehreren Veranstaltungen zum Thema “75 Jahre Erklärung der Menschenrechte” begleitet. In diesem Rahmen wurde AMICA eingeladen, konkrete Einblicke in die praktische Arbeit einer Organisation zu geben, die sich für Frauen- und Menschrechte weltweit einsetzt.