3 Fragen an
Aida Hanjalic-Beck, Vereinsmitglied und Frauenärztin
„Ich bin überzeugt, dass viele weltweite Krisen sich anders lösen ließen, wenn Frauen mehr Mitsprache hätten.“
Sie sind eine langjährige Unterstützerin und Mitglied von AMICA seit 2005. Wie sind Sie dazu gekommen bzw. was motiviert Sie nach all den Jahren?
Als gebürtige Bosnierin, die bereits vor dem Krieg nach Deutschland kam und ein im Vergleich zu meinen Landsleuten zu der Zeit „normales“ Leben hatte, ohne Unterbrechung der schulischen Laufbahn oder existentielle Sorgen, hatte ich immer das Bedürfnis der Gesellschaft und meinem Geburtsland etwas zurück zugeben. Während der Schule und des Studiums habe ich mich damals in Nürnberg in der Flüchtlingshilfe engagiert. In Freiburg lebe ich jetzt seit 21 Jahren und bin früh auf AMICA gestoßen. Mich hat die Entstehungsgeschichte des Vereins und die spätere ununterbrochene Fokussierung auf Krisengebiete, die leider nicht weniger werden, und dortige Probleme der Frauen fasziniert.
Was ist Ihnen an unserem Ansatz besonders wichtig?
Wir erleben heutzutage immer mehr Kriegs- und Krisengebiete, in denen die Gewalt gegen Frauen und Mädchen sowie Unterdrückung zunehmen. Gleichzeitig werden auch in einigen westlichen Ländern die Rechte der Frauen und Selbstbestimmung beschnitten. Die Frauen zu stärken bleibt also eine Daueraufgabe, überall.
Die Arbeit von AMICA unterstützt die Frauen, bringt sie zusammen, zeigt ihnen wie sie sich selbst helfen und aus ihrer Lage befreien können und das immer mit Respekt für den lokalen und kulturellen Kontext. Mit Partnerorganisationen vor Ort, die von einheimischen Frauen geleitet werden und als Multiplikatorinnen dienen, ist so eine Hilfe viel nachhaltiger und es können realistische Ziele gesetzt und verwirklicht werden. Durch den Austausch der Partnerorganisationen untereinander kann eine Vorbildfunktion erfüllt werden und neue Ideen entstehen. Amica sehe ich als „Starthilfe“, sie gibt den Frauen Impulse und das Know-how, klärt auf ohne Bevormundung und unterstützt sie beim Aufbau der eigenen Projekte.
Frauen(rechte) stärken – was bedeutet das für Sie? Wie leben Sie Ihr Engagement im Alltag?
Als Frauenärztin begegne ich täglich Frauen in allen Altersstufen und erlebe stets wie stark die Frauen sind und wie viel sie körperlich und psychisch ertragen können und häufig leider ertragen müssen. Ihnen zu helfen gibt meiner Arbeit Sinn und macht sie jeden Tag aufs Neue spannend und bereichernd. Als Arbeitgeberin bin ich sehr stolz auf unser starkes tolles Frauenteam. Und als Eltern von 2 Töchtern versuchen mein Mann und ich sie zu fördern und ihnen eine gleichberechtigte Partnerschaft vorzuleben.
Ich bin überzeugt, dass viele weltweite Krisen sich anders lösen ließen, wenn Frauen mehr Mitsprache hätten. Außerdem müssen Frauen die gleichen Rechte bekommen, die ihnen zustehen und mit gleichem Respekt behandelt werden wie Männer auch. Die Gewalt, gerade die sexualisierte, gegen Mädchen und Frauen muss aufhören! Und da steht noch viel Arbeit vor uns. Deshalb sollte man AMICA unbedingt unterstützen, weil sie mit ihren Partnerorganisationen Frauen vor Ort hilft, sie stärkt, Aufklärungsarbeit leistet und nachhaltige Hilfsstrukturen aufbaut.