„Wir brauchen Euch“

» Interview

"Gemeinsam schaffen wir es durch die Krise"

So stark und stabil wir gerade sind, so groß ist auch unsere Sorge mit Blick in die Zukunft. Wir befürchten Mittelkürzungen als Reaktion auf die Corona-Krise“, so Cornelia Grothe, Geschäftsführerin von AMICA. Wir haben sie gefragt: Was braucht AMICA, um durch diese Krise zu kommen? Ihre Bitte: „Erzählt Euren Freund*innen von unserer Arbeit, sprecht Menschen an […]. Jede kleine oder große Spende, jede Fördermitgliedschaft, jedes nette Event für AMICA hilft, diese Krise durchzustehen und unseren Partnerinnen in Kriegs- und Krisenregionen zu sagen: Ihr könnt Euch auf uns verlassen.


 

AMICA: Wie geht es AMICA gerade - nach einem Jahr Pandemie?

Cornelia Grothe: Die Krise zehrt auch an uns. Wir arbeiten seit einem Jahr hauptsächlich im Homeoffice, das Team, die AMICA-Unterstützerinnen und Ehrenamtlichen haben kaum Gelegenheiten, sich offline zu begegnen. Wir sind aber sehr froh, dass wir im letzten Sommer die Mitgliederversammlung in Präsenz stattfinden lassen konnten. So konnten wir auch AMICA-Mitglieder aus dem Norden als Gäste begrüßen und haben das Zusammensein und den Austausch sehr genossen! Trotz eines großen Wandels im Team von AMICA ist der Verein in dieser Zeit für uns ein Ort der Stabilität: Wir haben die Krise genutzt, um die Digitalisierung in unserer Arbeit auszubauen und neue Formen der Zusammenarbeit zu etablieren. AMICA geht als Organisation gestärkt aus der Krise hervor. An dieser Stelle ein Riesendank an die kontinuierliche und verlässliche Unterstützung durch den Vorstand!

AMICA:Wie geht ihr im Team mit der Situation um?

Cornelia Grothe: Vor allem sind wir gelassen geblieben. Wir haben schnell gemerkt, wie wichtig es ist, dass wir uns weiterhin als Team erleben und haben uns viele schöne Dinge ausgedacht, z.B. ein tägliches digitales "Stand-up meeting" zur gemeinsamen Kaffeepause. Wir merken, wie sehr wir uns aufeinander verlassen können. Teamsupervision, Klausurtage und sogar eine Weihnachtsfeier haben wir online durchgeführt. Natürlich ersetzt das keine live-Treffen, aber es tut unglaublich gut und hilft, die vielfältigen Herausforderungen anzugehen. Denn auch wenn es viel Kraft kostet, die Einschränkungen und die vielen Veränderungen tagtäglich zu gestalten, bauen wir uns immer wieder gegenseitig auf, sodass für viele von uns AMICA und das Büro ein wohltuender Ort sind.

AMICA: Wie geht es den Partnerorganisationen?

Cornelia Grothe: Unsere Situation wird für uns täglich relativiert durch den Blick in die Projektregionen. Die Menschen dort trifft die Pandemie viel härter. Zugleich ist sie dort eine Krise unter vielen. Es ist beeindruckend, wie schnell und professionell unsere Projektpartnerinnen neue Formen der Arbeit entwickelt haben. Die absolute Solidarität und Hilfsbereitschaft unserer Partnerinnen ist beindruckend. Im August hat sich das besonders am Beispiel Libanon mit der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut gezeigt. Unsere Partnerorganisation Kafa hat sofort Hilfe für die Betroffenen auf die Beine gestellt.

AMICA: Was lernt Ihr über Euch und Eure Arbeit in dieser Krise?

Cornelia Grothe: Vor einem Jahr begann die Pandemie und hat bei allem Schrecken auch Hoffnung gemacht. Wir erfuhren zu Beginn der Pandemie die Sorge und die Unterstützung unserer Partnerinnen. Dadurch sind wir noch enger zusammengewachsen. Wir haben gemerkt, dass unsere Arbeit tragfähig ist. Uns wurde sehr eindrucksvoll gezeigt, wie sehr es in Kriegs- und Krisengebieten stabile Organisationen vor Ort braucht, die da sind, wenn es brennt. Es zeigt sich: Nothilfe geht – aber Zivilgesellschaft bleibt. Wir mussten zudem erleben, dass die Leidtragenden auch in dieser Krise vor allem die Frauen sind. Als Mütter, als Helfer*innen in der Not, als Pflegende, als Versorgende, als Felsen in der Brandung. Leider auch als Opfer von Taten der Frustration, der Gewalt, der Wut. Noch nie kam diese Perspektive so deutlich an die Öffentlichkeit. Hoffentlich führt das zu einem gesellschaftlichen Umdenken!

AMICA: Was sind derzeit die größten Herausforderungen für die Arbeit von AMICA?

Cornelia Grothe: So stark und stabil wir gerade sind, so groß ist auch unsere Sorge mit Blick in die Zukunft. Wir befürchten einen Spendeneinbruch, aber auch Kürzungen der öffentlichen Mittel als Reaktion auf die Corona-Krise. Während es immer noch machbar ist, Gelder für die Projektarbeit mit den Partnerinnen zu finden, sind wir in Sorge um die Finanzierung unserer Geschäftsstelle. Vor allem die Personalkosten sind von uns - wie für die meisten NGOs - selbst zu tragen. Das ist eine problematische Logik, da es in unserer Arbeit darum geht, kleine Initiativen in Kriegs- und Krisengebieten für die Selbstständigkeit zu stärken, in Regionen, in denen chaotische Verhältnisse herrschen und die Organisationen keinerlei staatliche Unterstützung erhalten. Wer soll sie unterstützen, wenn nicht AMICA? Und wie sollen wir es tun, wenn der Lebensunterhalt unserer Mitarbeiterinnen hier in Deutschland nicht gesichert ist?

AMICA: Wie können wir Euch unterstützen? Was können wir tun?

Cornelia Grothe: Wir brauchen EUCH. Es ist von nun an möglich, AMICA-Fördermitglied zu werden – ein gute Möglichkeit, AMICA dauerhaft zu unterstützen. Erzählt Euren Freund*innen von unserer Arbeit, sprecht Menschen an, die sich für Frauenrechte und unsere Projektregionen interessieren... Jede kleine oder große Spende, jede Fördermitgliedschaft, jedes nette Event für AMICA hilft uns, unseren Partnerinnen zu versichern: Ihr könnt Euch auf uns verlassen! Gemeinsam schaffen wir es durch die Krise!

 
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